Skip to main content
Home » New Learning » New Learning im Schulalltag
New Learning

New Learning im Schulalltag

FOTO: Shutterstock

Was bedeutet der Begriff „New Learning“ für Sie und welche Ansätze werden im deutschen Schulsystem bereits erfolgreich integriert?

Die Bereitschaft eigenständig zu denken und selbstwirksam zu sein. Neben dem Bildungsauftrag haben wir auch die Aufgabe, Menschen auf die Welt von morgen vorzubereiten und die Schüler:innen darin zu unterstützen, zu Menschen zu werden, die in der Lage sind, die Welt von morgen zu gestalten. Und das schaffen wir, wenn unsere Schüler:innen eine Sinnhaftigkeit in ihren Inhalten sehen und die individuellen Stärken, Potentiale und Interessen erkennen und fördern. New Learning kann das ermöglichen. 

Es gibt grandiose Ansätze, zum Beispiel den Freiday von Margret Rasfeld oder eine Schule ohne Noten und alternative Prüfungsformate, die die 21st Century Skills fördern. Die Skills bestehen aus vier Kompetenzen, die für unsere Schüler:innen von enormer Bedeutung sind: Kommunikation, kritisches Denken, Kreativität und Kollaboration. Es gibt nichts Besseres, als intrinsisch motiviert zu lernen und dazu selbstbestimmt.

Es gibt viele engagierte Lehrkräfte, die alle Spielräume unseres veralteten Schulsystems nutzen, um New Learning zu realisieren oder auch den Freiday zu implentieren. Wir müssen unbedingt weg von den einzelnen Fächern und hin zum projektorientierten Lernen. Wissen vernetzen und die Schüler:innen selbstreguliert lernen lassen.

Isabell Hollnack

Berufsschullehrerin, Bloggerin und Bildungsinfluencerin

Wie empfinden Sie den gegenwertigen Stand der Digitalisierung – als Teil von New Learning – an deutschen Schulen? 

Schleppend. Es geht viel zu langsam voran, in so vielen Bereichen. Meiner Meinung haben die Schulen viel zu wenig Entscheidungsfreiheit und die Bürokratie ist ein zähes Kaugummi. Es ist kaum vorstellbar, aber es gibt immer noch so viele Schulen, die weder WLAN noch digitale Endgeräte besitzen. Ich kenne Lehrkräfte, die ihren eigenen Beamer gekauft haben, um überhaupt ansatzweise digital unterrichten zu können. Wollen die großartigen Potentiale von digitalen Medien als Teil von New Learning ausgeschöpft werden, brauchen wir erstmal eine solide Basis. Schule braucht aber nicht nur (digitale) Endgeräte als Basis, sondern gleichzeitig didaktisch-methodische Konzepte, damit das Potential und die Vorteile ausgeschöpft werden können. Digitale Medien fördern das gemeinschaftliche Lernen und die Kollaborationen unter Schüler:innen. Binnendifferenzierung kann dadurch einfacher und schneller ermöglicht werden und der Unterricht kann spannender, multimedialer und interaktiv gestaltet werden.

Welche Chance bietet ein smartes Lernumfeld für die Potentialentfaltung von Schüler:innen?

Großartige Chancen. Unser jetziges Schulsystem ist weder smart, noch modern und die Abhängigkeit zwischen sozialer Herkunft und Bildungsabschluss ist in Deutschland sehr groß. Viele Schüler:innen verlassen nach circa 10 Jahren die Schule, ohne ihre persönlichen Stärken und Interessen zu kennen. Dafür können sie aber ziemlich viele Schwächen benennen. Wie kann das sein? Ein smartes Lernumfeld kann Räume schaffen, damit sich Persönlichkeiten entwickeln können. Es macht Stärken und Interessen sichtbar, fördert intrinsische Motivation und ein Growth Mindset. Das eigene Mindset entscheidet schließlich darüber, wie wir mit Herausforderungen, Scheitern und Hürden im Leben umgehen. Ein smartes Lernumfeld bereitet auf die Welt von morgen vor und gibt unseren Schüler:innen all das mit, was sie dafür brauchen. Durch smarte Lernumgebungen können auch kleinere Lernerfolge sichtbar werden, sodass meine Schüler:innen merken: Ach krass, ich kann das ja (doch) und so in die Positivspirale geraten.

Sehen Sie auch Risiken oder sogar Gefahren bei der zunehmenden Implementierung von digitalen Lernmethoden in den Unterricht, gerade in Bezug auf die gegenwertige Diskussion rund um KI und ChatGPT?

Digitale Medien, ChatGPT und KI haben enormes Potential für den Unterricht und unsere Schüler:innen. Aber der Einsatz und die Nutzung allein reicht nicht aus. Es braucht eine umfassende Medienkompetenz für einen kompetenten Umgang und damit unsere Lernenden in einer digitalisieren (Arbeits)welt zurecktkommen und darauf vorbereitet werden. Schüler:innen müssen lernen, Quellen und Inhalte kritisch zu bewerten. Nur weil ChatGPT etwas für uns beantwortet, heißt das nicht, dass das auch so ist. Kritisches und eigenständiges Denken sind hier ganz besonders wichtige Kompetenzen. Und das ist dann keine Gefahr, vor der es jemanden zu schützen gilt, sondern eine neue Bewältigungsaufgabe in unserer Gesellschaft, in der KI nun mal nun einen festen Platz eingenommen hat, weshalb der kritisch-reflexive Umgang damit elementar wichtig ist. Risiken sehe ich in der Anwendung von digitalen Lernmethoden. Es braucht das mediendidaktische Wissen, um die Vorteile und Potentiale zu nutzen. Dafür braucht es Zeit und Fortbildungen. 

Anzeige
Next article