Ob in Dresden, Magdeburg oder Grünheide: Ostdeutschland ist ein Magnet für die Ansiedlung von Innovation und Wirtschaft. So gab es in den ostdeutschen Bundesländern 2023 insgesamt mehr Wirtschaftswachstum als im Rest Deutschlands. Das passiert nicht erst seit gestern: Bereits jetzt kommt jeder dritte produzierte Chip in Europa aus Sachsen.
Kassem Taher Saleh
Diplom-Bauingenieur und Bundestagsabgeordneter für Bündnis 90/ Die Grünen aus Sachsen
Foto: Stefan Kaminski
Das sogenannte Silicon Saxony, ein Cluster von Mikroelektronikherstellern im Norden von Dresden, hat in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung erfahren. Heute ist es der größte Standort für Mikroelektronik sowie Informations- und Kommunikationstechnik in Europa sowie der fünftgrößte weltweit. Der gleichnamige Branchenverband umfasst in seinem Netzwerk fast 500 Mitglieder. Die Vernetzung im Bundesland ist groß: Sachsens Wirtschaft ist Teamarbeit.
Das Team der sächsischen Wirtschaft ist aber noch viel größer als die prominente Mikroelektronik: Sachsen hat die größte Handwerksdichte in ganz Deutschland. Die kleinen und mittelständischen Betriebe des Handwerks sind der Nährboden für das Wirtschaftsnetz in Sachsen. Es wird keine Chipfabriken geben, wenn es niemanden gibt, der den Grundstein legt, die Hallen baut oder die Solaranlage auf dem Dach montiert. Wir können in den Parlamenten die besten Wirtschaftskonzepte entwickeln, aber wenn wir keine Leute vor Ort haben – und das ist das Handwerk – dann können wir unsere Ziele nicht erreichen. Keine grüne Wirtschaftswende, keine Energiewende und keine Bauwende.
Aber auch hier ermöglichen wir neue Perspektiven in der Teamarbeit: Der Strukturwandel in der Lausitz ist eine riesige Chance und so siedeln sich in den kommenden Jahren mehrere Forschungszentren in Sachsen an, beispielsweise das LAB – Living Art of Building zur nachhaltigen Bauforschung mit einer Förderung von 70 Millionen Euro durch den Bund – oder ein Astrophysikzentrum mit einer Förderung von 40 Millionen Euro. Insgesamt werden hier Mittel in Höhe von 2,2 Milliarden Euro aus dem Kohleausstiegfonds bereitgestellt.
Sachsen gestaltet den Strukturwandel mit einer riesigen Perspektive auch für die ländlichen Regionen im Bundesland. Eine Lücke gibt es momentan in Westsachsen: Auch hier braucht es Investitionen im Vogtland, das Potenzial der Region ist groß.
Vor allem mit Blick auf die Preis-Dumping-Attacken von chinesischen Herstellern, die Produkte weit unter den Herstellungskosten verkaufen, müssen wir gemeinsam einen strategischen Fokus auf die deutsche Wirtschaft und ihre Akteure legen: Vom mittelständischen Handwerksbetrieb in Görlitz bis zum großen Solarproduzenten aus Dresden. Sei es das Fachkräfteeinwanderungsgesetz der Bundesebene oder die duale Hochschulreform des sächsischen Landtags: Mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen schaffen wir die Basis für eine funktionierende Wirtschaftsstruktur.