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Frauen in IT-Berufen: Schon Standard oder immer noch die Ausnahme?

Foto: Roman Samborskyi via Shutterstock

Die IT-Branche bietet die zukunftsträchtigsten Berufe überhaupt. Stichworte sind hier Digitalisierung, Industrie 4.0 und natürlich noch kommende Errungenschaften. Aber wie schlagen sich Frauen in dieser Sparte? Gehören Frauen in der IT bereits zum Standard oder sind sie so selten, wie männliche Kindergärtner? Dieser Artikel befasst sich mit dem Thema.

IT-Berufe spielen künftig eine zunehmend wichtige Rolle – auch für Frauen? Bildquelle: @ Safar Safarov / Unsplash.com

Frauen in der IT: Immer noch eine Seltenheit

Man darf sich ein anderes Bild wünschen, doch sind Frauen in der IT unterrepräsentiert. Dabei ist nicht einmal von gehobenen Stellungen die Rede, sondern schon vom absoluten Grundstein, nämlich der Ausbildung. Ein Überblick:

Studium – nur rund 18 Prozent der Studenten in IT-Bereichen sind weiblich. Ein Blick in die IT-Ausbildungsberufe zeigt sogar noch ein traurigeres Bild: Nur neun Prozent der Azubis sind weiblich.

Förderprogramme – tatsächlich gibt es längst Förderprogramme, die Frauen in die IT bringen, oder besser, zurückholen sollen.

Positiv – abseits von Codes und Programmierungen sind Frauen fest in der IT angekommen. Gamerinnen, Influencerinnen und viele mehr beweisen, dass sie es können. Einige von ihnen schließen sich sogar zusammen und versuchen, andere Mädels davon zu überzeugen, in die IT-Branche hineinzuschnuppern.

An und für sich ist in der IT ein definitiver Rückschritt zu sehen. Denn früher war das Programmieren ein üblicher Frauenjob, dem allerdings andere Grundlagen zugrunde lagen. Erst nach und nach begannen Männer, die IT für sich einzunehmen. Unter Software-Entwicklern in den USA lag die Frauenquote bis 1987 bei ganzen 42 Prozent. Aktuell sind in der deutschen IT-Branche rund 15 Prozent Frauen eingestellt, in der Gamingbranche liegt der Wert mit 20 Prozent leicht höher.

Wo können ITler heute arbeiten?

Das Arbeitsfeld für ITler ist mittlerweile gewaltig. Sicherlich gibt es weiterhin Schwerpunkte, doch schon durch das rasche Aufkommen von Startups verändert und erweitert sich das Arbeitsfeld. Generell gilt aber:

Programmgestaltung – ob die Erweiterung von Programmen, deren Erfindung und Konstruktion oder die Pflege von Programmen gewählt wird, ist quasi unerheblich. Letztendlich ist in diesen Bereichen immer wieder eine neue Idee gefordert, da die Programme sich an ihre Umgebung anpassen müssen. Beispiel: Ein neues Warenwirtschaftssystem oder ERP ist praktisch schon veraltet, wenn es zum ersten Mal installiert wurde. Umso schneller sich das Umwelt weiterentwickelt, desto fixer müssen Erweiterungen oder Angleichungen erarbeitet werden.

Apps – das Appdesign und die Erfindung neuer Apps sind heute so wichtig, wie einst Textverarbeitungsprogramme. Viele ITler spezialisieren sich gezielt auf diesen Bereich, der auch in sich Abwechslung bringt. So sind die Anforderungen für eine iOS-App anders, als die einer Android-App.

Gaming – der Gamingmarkt boomt. Spieleentwickler finden hier ihr Paradies vor und haben mittlerweile alle Chancen. Dabei ist das Gaming längst nicht mehr auf Computer- oder Konsolenspiele begrenzt, sondern schließt die Onlinewelt mit ein. Hierzu zählt auch das Online-Glücksspiel, das in den letzten Jahren an Fahrt aufgenommen hat. In diesem Bereich können Entwicklerinnen neue Slots entwickeln oder klassische Spiele wie Roulette noch besser für die Spieler in Szene setzen.

Service – umso technischer die Welt wird, desto wichtiger ist es, gute Servicekräfte zu haben. ITler können genau diesen Bereich wählen und beispielsweise per Ferndiagnostik Fehler beheben und Kunden betreuen.

KI – auch die künstliche Intelligenz ist ein Bereich der IT und dieser wird immer mehr nachgefragt. Es beginnt bei »einfachen« Themen wie die Programmierung von Sprachassistenten und endet bei speziell, »selbstständig« denkenden Programmen und Robotern.

Letztendlich gibt es heute kaum noch einen Bereich, der nicht in irgendeiner Weise auf die IT fußt. ITler können somit wunderbar ihre eigene Nische finden und sie ausfüllen. Kaum jemand würde beispielsweise die Landwirtschaft als einen hoch technischen und mit IT gespickten Bereich betrachten und doch fußt rund um Dokumentationen, Ernten, Maschinen und Melkvorgänge alles auf IT-Lösungen.

Wie könnte sich die Entwicklung ändern?

Die IT mit all ihren Facetten müsste schon frühzeitig Schülern schmackhaft gemacht werden. Grundsätzlich gibt es diesbezüglich allerdings in Deutschland arge Probleme, da die wenigsten Schulen digitalisiert sind oder auch nur ansatzweise die notwendigen Voraussetzungen erfüllen, um beispielsweise eine echte IT-AG für Schüler anzubieten. Diese Problematik sieht die IT-Branche schon seit Längerem, denn kommt aus der Schule kein Nachwuchs, fehlen schlichtweg Fachkräfte – beider Geschlechter.

Unter der Voraussetzungen, dass die Schulen endlich flächendeckend ausgestattet werden, könnten durchaus auch mehr Frauen in die IT gelockt werden. Möglichkeiten gebe es:

Ausrichtung – gerade an den Schulen sind IT-Kurse oft sehr auf Jungen ausgerichtet. Schon hier ließe sich mit eigenen Fächern oder AGs der Grundstein legen.

Aufklärung – sicherlich brauchen IT-affine Eltern nicht aufgeklärt werden, doch gibt es genügend Haushalte, in denen das Thema gar nicht besprochen und wenn dann auf Männer ausgelegt wird. Mit der richtigen Aufklärung würden sicherlich auch mehr Eltern ihre Mädchen dazu ermuntern, sich nach der Schule mit einem IT-Studium oder einer entsprechenden Ausbildung zu befassen.

Arbeitswelt – gerade die Zahlen rund um das Studium oder eine IT-Ausbildung sind erschreckend. Es müssten junge Frauen vermehrt angeworben und auf die Möglichkeiten aufmerksam gemacht werden. Eventuell wäre es zudem ratsam, nicht stets von »der IT« oder »dem Entwickler« zu sprechen, sondern gezielt die Sparten und Vorteile hervorzuheben.

Der sich bereits ergebende und künftig noch verstärkende Fachkräftemangel in der IT wird schon von sich aus dafür sorgen, dass Unternehmen gezielt mehr Frauen in IT-Berufen einstellen. Wichtig ist nur, dass sie nicht wieder aus den Berufen herausgehen, so wie es damals passierte.

In vielen IT-Bereichen wird die Nachfrage nach Arbeitskräften weiter steigen. Bildquelle: @ Christina @wointechchat.com

Fazit – nicht nur der Mangel an Frauen ist ein Problem

So vielseitig, faszinierend und voller Möglichkeiten der IT-Bereich auch ist, so deftig sind auch seine Probleme. Dass nur ein Bruchteil der Frauen in der IT arbeiten, ist auffallend, doch erklärt sich mit an der Bildungsstruktur in Deutschland. Und genau hierauf fußt die größte Problematik, die sich die IT-Branche wird stellen müssen. Wird schon in jungen Jahren aufgrund fehlender Digitalisierung, Technik und fachmännischer Lehrkräfte nicht das Interesse für die Sparte geweckt, ist es umso wahrscheinlicher, dass gerade Mädels eine andere Ausbildung anstreben. Die IT wird weiterhin unter Fachkräftemangel leiden, denn die Nachfrage an IT-Produkten steigt beständig, während zu wenig Nachwuchs – beider Geschlechter – nachrückt.

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