Carsten Maschmeyer
Investor
Sie investieren viel in Venture Capital (VC) – wie kam es dazu?
Geld kann nur wachsen in Unternehmen, die wachsen. Ganz besonders in einer Null-Zins-Welt. Deshalb investiere ich seit 2010 in Venture Capital. Mein erstes selbstgegründetes Startup war HMNC, das ich 2010 zusammen mit dem Mediziner Professor Florian Holsboer, ehemaliger Chef des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie, gegründet habe. Das Unternehmen entwickelt Test- und Therapieverfahren gegen Depression und Angsterkrankungen. Ein Test ist bereits auf dem Markt und ein Medikament ist in der klinischen Studie. Das sind riesige Erfolge.
Wow, das ist beachtlich. Aber mittlerweile sind sie ja neben ihrem eigenen Startup auch in eine Vielzahl weiterer Startups investiert. Und so ein Startup Investment macht nicht jeder – können Sie einmal beschreiben, wie so etwas abläuft?
Aktuell sind es über 100 Startups, an denen wir beteiligt sind. Unser Team aus 40 Investmentprofis und ich sind 24/7 auf der Suche nach spannenden, innovativen Technologieunternehmen. Wenn wir ein Startup entdecken, das in unseren Investmentfokus fällt und unsere Anforderungen erfüllt, dann schauen wir uns intensiv die Gründerinnen und Gründer an und führen eine sorgfältige Due Diligence durch. Danach wissen wir, ob das Startup erfolgversprechend ist und wir menschlich zusammenpassen.
Nach welchen Startups halten Sie Ausschau? Nach welchen Branchen suchen Sie nach Startups in 2022?
Unsere Startups-Fonds haben unterschiedliche Schwerpunkte. Mit seed & speed in Berlin investieren wir hauptsächlich in frühphasige Unternehmen aus dem Bereich B2B-Software. Mit ALSTIN Capital in München investieren wir in spätphasige Unternehmen aus den Bereichen Fintech, Insurtech, Regtech, Cyber Security und Mobility. Und dann gibt es noch unser US-Investmentvehikel Maschmeyer Group Ventures (MGV) in San Francisco. Hier investieren wir in junge, aufsteigende Technologieunternehmen, hauptsächlich in Nordamerika.
Würden Sie VC auch anderen Anlegern empfehlen?
Unbedingt. Die Renditen der Assetklasse VC liegen im Durchschnitt bei über 20 Prozent pro Jahr, gemessen über 25 Jahre. Außerdem investiert VC in innovative Technologien. Die Digitalisierung hat ja gerade erst begonnen, Industrien sind im Umbruch, die Pandemie beschleunigt den Prozess zusätzlich. Der Bedarf an technologischen Innovationen ist enorm.
Ab wann kann man aus Ihrer Sicht ein Investor sein?
Jeder kann Investor sein, der sein Vermögen diversifizieren will. Klar ist: VC ist eine langfristige Anlage und die Anteile sind nicht wie Aktien von börsennotierten Unternehmen täglich handelbar. Und es sollte Geld sein, das im Falle eines Verlustes die eigene finanzielle Gesamtsituation nicht zu stark beeinflusst. Dem gegenüber stehen aber eben sehr attraktive Renditen.
Welchen Tipp haben sie für zukünftige Investoren? Wie viel des eigenen Kapitals sollte man als Investor investieren?
Viele Anleger investieren zehn bis fünfzehn Prozent der Gesamtassets in Venture Capital. Investoren sollten sich außerdem überlegen, ob sie statt eines direkten Investments in Startups lieber in einen VC-Fonds investieren. Damit ist man dann gleichzeitig an mehreren Startups beteiligt und streut so das Risiko. Außerdem ist es extrem aufwendig, die richtigen Startups am Markt zu identifizieren und dann das Wachstum zu unterstützen. Dazu braucht man ein eigenes Team, tiefe Branchenkenntnis und ein großes, belastbares Netzwerk.
Wann ist für Sie ein Startup ein gutes Investment?
Die Idee muss überzeugen. Am Produkt oder der Dienstleistung muss etwas schneller, gesünder, günstiger sein als das, was es schon gibt. Und grundsätzlich gilt für mich: „Wer vor was“ – das Team ist das Entscheidende und damit immer noch wichtiger als das Produkt selbst.
Was MUSS man als Investor mitbringen?
Wer in Startups investieren will, sollte neben Kapital einen echten Mehrwert mitbringen, denn gute Startups suchen sich den Investor aus. Wir zum Beispiel bieten neben Kapital ein vierzigköpfiges Team, das in München, Berlin und San Francisco sitzt und Startups bei Sales, Strategie, Legal, Kommunikation und Netzwerk unterstützt. Persönlich will ich meine über vierzigjährige Unternehmererfahrung, vor allem bei Leadership und HR, an die jungen Gründerinnen und Gründer weitergeben und verstehe mich als deren Mentor und Gründervater.
Blicken wir auf 2022. Was sind die Trends?
Spannende Entwicklungen sehe ich im Bereich Fintechs, Insurtechs, Mobility und Datenschutz. Auch der Bereich E-Government wird boomen, Verwaltungen haben einen enormen Nachholbedarf. Gesundheit und Longevity sind auch Mega-Thema der Zukunft.
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