Hans-Wilhelm Dünn
Präsident Cyber-Sicherheitsrat Deutschland e. V.
Weltweit werden jährlich mehr als 50 Zettabyte Datenvolumen generiert. Oder anders gesagt: In den vergangenen 60 Sekunden seit Lektürebeginn dieses Artikels wurden weltweit 42 Millionen WhatsApp-Nachrichten verschickt, 500 Stunden Videomaterial auf YouTube veröffentlicht und knapp 7.000 Pakete via Amazon versendet. Wo wir gehen und stehen, produzieren wir Daten – als Privatperson, Arbeitnehmer, Konsument oder Publikum. Ein Großteil wird von amerikanischen Techfirmen verarbeitet, die ihr Geschäftsmodell auf Daten aufbauen: Daten als Grundlage für Werbeplatzierungen, um Trends in der Nachfrage, Bedürfnisse und Eigenschaften von Zielgruppen zu analysieren, als Grundlage für Innovationen oder um Geschäftsrisiken zu reduzieren. Unter- nehmen, die Nutzerdaten nicht auswerten, wirken aus der Zeit gefallen und sehen sich mit einem Wettbewerbsnachteil konfrontiert. Datensicherheit ist in diesem Zusammenhang nicht nur eine gesetzliche Vorgabe, sondern auch Grundlage für stabile und vertrauenswürdige Geschäftsprozesse.
Nur mit validen Daten ist eine verlässliche Nutzung möglich. Angesichts einer rasanten Zunahme der Komplexität von Systemen und der Vermischung von privater und geschäftlicher Kommunikation auf Endgeräten zeigen sich große Risiken im Bereich der Datenverarbeitung.
Die Zunahme von Ransomware-Attacken illustriert, dass Datenverlust, Datenmanipulation und der damit einhergehende Reputationsverlust wirkungsvolle Druckmittel sind, um Lösegeld von betroffenen Unternehmen zu erpressen. Deutschland gehört weltweit zu den Top-5-Ländern, die von Ransomware-Attacken betroffen sind. Laut einer aktuellen Sophos-Studie waren im vergangenen Jahr 67 Prozent der Unternehmen in Deutschland mit Erpressungssoftware konfrontiert. Pro Fall entstehen dabei Kosten von durchschnittlich 1,6 Millionen Euro, wozu weitere Kosten durch Umsatzeinbußen und Betriebsunterbrechungen kommen.
Datensicherheit ist eine Grundlage für stabile Geschäftsprozesse.
Mit diesen und weiteren Herausforderungen beschäftigt sich Data Science. Hauptanliegen ist es, aus der Masse an vorliegenden Daten Wissen zu generieren, um Handlungsempfehlungen, Innovationen und Entscheidungsgrundlagen für geschäftliche Weichenstellungen abzuleiten. Inzwischen wird dies auch von externen Anbietern unter dem Namen Data Science as a Service angeboten, um beispielsweise kleinen und mittelständischen Unternehmen zu helfen, den Bereich Big Data für sich und die eigene Geschäftswelt zu nutzen. Angesichts der Zunahme des Datenvolumens und der damit einher- gehenden Relevanz ist dies eine Möglichkeit, Antworten für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen zu entwickeln.