Doch mit 61 Prozent der Beschäftigten und 47 Prozent der Brutto-Wertschöpfung sind die KMUs die Herzkammer der deutschen Wirtschaft, und hier entscheidet sich der Erfolg der Digitalisierung Deutschlands.
Die digitale Transformation erscheint auf den ersten Blick voller Risiken für KMUs.
Innovation erfordert finanzielle Investitionen, gerade wenn sich das gesamte Geschäftsmodell im Umbruch befindet. Hier tun sich KMUs schwer, denn die Bereitschaft klassischer Banken, Forschung zu finanzieren, ist gelinde gesagt begrenzt. KMUs haben auch nicht den Zugang zum Kapitalmarkt, müssen also die digitale Transformation finanziell aus eigener Kraft stemmen.
Innovation ist immer eine Investition von Zeit. Die Digitalisierung erfordert eine eingehende Auseinandersetzung mit Technologie und mit Veränderungen in innovativen Märkten (USA, Ostasien). Aber woher soll ein mittelständischer Unternehmer mit dünner Personaldecke die Zeit für diese Aufgaben neben dem Tagesgeschäft nehmen? Wie soll ein KMU die jungen, qualifizierten Nachwuchsführungskräfte für sich gewinnen, wenn Konzerne und Start-Ups doch so viel attraktiver erscheinen?
Risiken für KMUs, so weit man sehen kann? Weit gefehlt! Ebenso wie die Digitalisierung Geschäftsmodelle umstürzt, sind auch klassische Chancen-Risiken-Schemata obsolet.
MUs haben Stärken, die für die digitale Transformation von entscheidendem Vorteil sind.
Bei der digitalen Transformation geht es eben nicht mehr um klassische, teure Investitionen in Maschinen und Gebäude („bricks and mortar“), sondern um das Errichten virtueller Gebäude („clicks and order“) – nicht nur bei Online Shops. Große Teile der Wertschöpfungsketten, die man für neue Geschäftsfelder früher selbst aufbauen mußte, stehen heute als Commodity im Netz bereit (Bestell-Plattformen, Lieferdienste usw.). Konsequenz: Die Möglichkeit für Outsourcing und damit die Variabilisierung von Kosten und Risiken sind viel größer als noch in früheren Innovationszyklen. Das reduziert Eintrittsbarrieren; und so eröffnen sich ganz neue Marktchancen für KMUs.
Natürlich erfordert die digitale Transformation einen erheblichen Einsatz von personellen Ressourcen, aber auch hier kommt die digitale Welt den KMUs zur Hilfe: An erster Stelle stehen die üblicherweise hohe Motivation und Identifikation der Mitarbeiter! Die Leichtigkeit der Informationsbeschaffung & –auswertung sowie auch die Möglichkeiten der Vernetzung im Internet erlauben es zudem im Bereich Digitalisierung, auch ohne große Stäbe und F&E-Abteilungen wegweisende Innovationen zu entwickeln.
Viel wichtiger aber: KMUs haben Stärken, die für die digitale Transformation von entscheidendem Vorteil sind. Dazu gehören z.B. die flachen Hierarchien. Dies ermöglicht viel schnellere Reaktionszeiten auf Marktchancen und viel schnellere Umsetzung, als dies in Großorganisationen möglich ist. Denn in der digitalen Welt gilt noch mehr: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.
Zu den Stärken der KMUs gehören auch die typisch engen Kundenbeziehungen. Dies wiederum ermöglicht den Unternehmen, viel besser und viel schneller zu verstehen, welche neuen Bedürfnisse bei den Kunden bestehen oder entwickelt werden können. Auch hier gilt: Geschwindigkeit vor Größe im digitalen Zeitalter.
KMUs verfügen über flexible Organisationen, die nicht in tiefgestaffelten Organigrammen eingemauert sind. Dadurch können sich KMUs viel schneller auf Änderungen in den Geschäftsmodellen und –abläufen einstellen. Die Neuverteilung von Zuständigkeiten muß nicht erst durch mehrere Gremien diskutiert werden, sondern wird umgesetzt.
Es wird deutlich: Für die KMUs, die den Wandel als Chance begreifen, ist die digitale Transformation eine Gelegenheit, das eigene Unternehmen neu zu erfinden.
Digitale Transformation und KMUs in Deutschland, davon liest man leider wenig. Sie ist für unser Land aber wichtig. Und wer unsere Unternehmer in Deutschland kennt weiß: Es wird eine Success Story sein, wenn wir in zehn Jahren zurückblicken.