Sie sind seit 2001 beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Gebiet der Polarimetrischen SAR-Interferometrie tätig – was ist dort Ihre Aufgabe?
Die Polarimetrische SAR-Interferometrie ist eine neue Technik, mit der sich Parameter aus Radardaten ermitteln lassen. Entwickelt wurde sie bei uns am Institut, wo ich als Gruppenleiterin und Wissenschaftskoordinatorin arbeite.
Mit dieser Technik planen wir eine operationelle Satellitenmission am Institut – die Tandem-L Mission.
Seit Ende 2009 habe ich gleichzeitig auch eine Professur an der ETH in Zürich beim Institut für Umweltingenieure. Meine Gruppe dort heißt ganz einfach Erdbeobachtung. Wir nutzen Daten, die von Erdbeobachtungssatelliten aufgenommen werden. Diese werten wir aus, beispielsweise im Hinblick auf Schneedicke, Abschmelzen von Gletschern, Gletschergeschwindigkeiten, Waldhöhenbestimmungen, Monitoring von unterschiedlichen landwirtschaftlichen Anbauarten oder Bodenfeuchtebestimmung und -änderungen.
Selbst die Industrienation Deutschland sucht noch nach der ersten weiblichen Astronautin. Wie nehmen Sie als Frau die Tätigkeit im Berufsfeld Raumfahrt wahr?
Es gab immer schon nur vereinzelt Frauen, die in diesem Bereich gearbeitet haben und dies ist leider auch heute noch so. In Deutschland werden noch zu wenige Frauen als Ingenieurinnen ausgebildet. Es fehlt der Anreiz, in den Schulen die Mädchen für technische Berufe zu interessieren und zu motivieren. Meine Kolleginnen kommen aus Italien, Spanien und Frankreich. Dort scheint dies kein Problem zu sein.
Wie gelingt es Ihnen, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen?
Ich habe eine siebenjährige Tochter. Sie ist am Anfang oft mit zu Konferenzen gekommen. Aufgrund der Tatsache, dass ich wöchentlich von Oberbayern nach Zürich pendle, hat sie früh gelernt, viele Dinge selbständig zu erledigen. Als sie noch nicht zur Schule ging, haben mein Mann und eine Tagesmutter die Betreuung übernommen, wenn ich nicht zu Hause war.
Ich bin ein Kind von slowenischen Auswanderern und kenne es gar nicht anders, als dass auch die Frau berufstätig ist und wie der Mann für die Finanzen im Haushalt verantwortlich ist. Ich liebe meine Arbeit und habe den Traumberuf für mich gefunden. Trotzdem möchte ich gerne Kinder und Familie haben. Alles unter einen Hut zu bringen, bedeutet einen Mehraufwand. Den nehme ich gerne in Kauf und vergesse ihn gleich, wenn mich meine Tochter nach einem anstrengenden Tag liebevoll umarmt.