Sie haben eine beeindruckende Karriere hinter sich – was waren Lektionen, die Sie unterwegs gelernt haben?
Ich denke, dass es wirklich wichtig ist, pünktlich zu sein. Durch Unpünktlichkeit signalisiert man den Leuten, dass ihre Zeit nicht wertvoll ist. Also würde ich sagen, dass man immer pünktlich sein sollte oder sogar ein wenig zu früh. Vorbereitung ist ebenfalls ein entscheidender Punkt. Es ist besser, übervorbereitet zu sein, weil es für einen selbst so viel angenehmer ist. Es gibt ein Sprichwort: „Vorbereitung + Talent = Chance“, und da ist etwas Wahres dran. Du hast alle Möglichkeiten der Welt, aber du musst vorbereitet sein. Und eine dritte Sache wäre, denke ich, inspiriert zu bleiben. Freude an dem, was man tut, zu finden und dann auch danach zu leben.
In Zeiten der Selbstkritik, wie kommt man wieder auf den richtigen Kurs?
Ich denke, es ist wichtig zu verstehen, warum du dich selbst kritisierst. Aber dann musst du auch in der Lage sein loszulassen, weil du es nie ganz verstehen wirst. Ich habe die Tendenz, alles zu überdenken. Und manchmal wird mir einfach klar, dass ich, sosehr ich auch daran denke, nie wirklich eine Antwort bekommen werde. Also muss ich einfach loslassen (lacht).
Wenn Sie einer 20-jährigen Person einen Rat geben würden, was würden Sie, auch im Rückblick auf Ihre Karriere, raten?
Lass dich selbst nicht zu kurz kommen. Ich glaube, dass Beziehungen wirklich wichtig sind, und Menschen, die man liebt, sollte man in seiner Nähe halten. Andere Ratschläge, die ich meinen Töchtern gegeben habe, sind, immer Bücher zu lesen, zu tun, was man liebt, und auch zu erkennen, was man liebt. Informiere dich über alles, was dich interessiert. Ich denke, es ist wichtig, sich selbst zu unterrichten. Vieles davon habe ich selbst beherzigt, und ich glaube, dass meine Instinkte ziemlich gut waren. Aber ich hatte niemanden, der mir Ratschläge gab, also habe ich es mir selbst beigebracht und gebe es nun meinen Töchtern weiter. Also, der Rat, den ich jetzt meinem 20-jährigen Selbst geben würde, wäre der Rat, den ich auch meinen Töchtern immer gebe.
Sowohl in den USA als auch in Deutschland ist es zu einem Trend geworden, sich auf sich selbst zu konzentrieren und ein Gleichgewicht im Leben zu finden. Was tun Sie, um sich zu entspannen und den Fokus wiederzufinden?
Wissen Sie, im Moment habe ich sehr großes Glück, denn ich habe gerade ein Haus gekauft und meine Töchter werden direkt neben mir wohnen. Für mich ist das Zuhause wirklich extrem wichtig. Ich reise so viel für die Arbeit, und deshalb bevorzuge ich sogenannte „Staycations“, also Ferien zu Hause. Ich bleibe gerne zu Hause. Also hoffe ich, mein neues Heim zu einem Zufluchtsort für mich zu machen und eine Umgebung zu erschaffen, die sich wie ein Rückzugsort anfühlt – zum Beispiel mit einem kleinen Spa. Die Frage, die ich mir hierbei immer stelle, ist: Wie schaffe ich es, dass mein Zuhause mir das Gefühl der Heilung gibt? Ich mag Akupunktur, und meine Akupunkteurin kommt auch zu mir nach Hause. Sie erzeugt diese Energie der Heilung, und das ist die Art von Umgebung, die ich in meinem neuen Zuhause schaffen möchte. Damit, wenn ich zu Hause bin, die Energie, die ich empfange, gesund und ruhig ist.
Wir trafen Andie MacDowell & Iris Berben im worth it! CAFÉ by L’Oréal Paris in Berlin.
Wie sehen Sie das Medien- und Filmgeschäft heute? Gibt es Dinge, die sich Ihrer Meinung nach geändert haben?
Hm, es gibt im Moment eine Menge Veränderungen mit #MeToo und #TimesUp. Das Bewusstsein dessen, was Frauen durchgemacht haben, hat eine große Veränderung hervorgerufen, und es gibt eine Menge Liebe und Unterstützung für mehr weibliche Projekte und für Regisseurinnen. Leute erkennen die Unterdrückung, die wir gefühlt haben, die wirklich real war. Ich fühlte es und es gab auch einige seltsame Dinge, die mir im Laufe der Jahre gesagt wurden. Ein besonderes Ereignis, das ich einmal hatte, war, als ich zu einem Meeting für einen neuen Film ging. Das Drehbuch handelte von einer Frau, aber der Regisseur sagte mir, dass sie den Mann zuerst casten, weil die Leute wohl nur ins Kino gehen würden, um Männer auf dem Bildschirm zu sehen.
Und das wurde in Hollywood wirklich seit Langem so gesehen. Es gab diese Kontrolle über Frauen in Hollywood, es war wirklich schwierig für Frauen, eingestellt zu werden, und wir wurden schrecklich unterdrückt. Leider gibt es immer noch eine Menge Unterdrückung, vor allem für ältere Schauspielerinnen, weil es keine Rollen mehr für ältere Frauen gibt – was wirklich seltsam ist. Es gibt nur noch Rollen für junge Hüpfer. Es erscheint mir wie ein Widerspruch dessen, was passieren sollte. Leider ist unsere Kultur so hungrig nach Jugendlichen. Ich weiß nicht, ob es die Angst vor dem Älterwerden ist, die dazu führt. Alle sind so sehr von der Jugend inspiriert, dass sie uns mit zunehmendem Alter abservieren, dass wir nicht mehr repräsentiert und entlassen werden. Ich finde es so abscheulich (lacht).
Ja, weil das Alter schön ist und viel Erfahrung mit sich bringt …
Ja, ganz genau (lacht). Als würden alle vergessen, dass es uns allen passieren wird, dass wir älter werden. Irgendwann werden sie auch 60 sein! Und werden sie sich wie ich fühlen wollen? Oder werden sie endlich aufwachen und denken, oh, wow, das war wirklich falsch von uns, den Leuten zu sagen, dass sie unwichtig oder nicht relevant sind, nur wegen ihres Alters? Altersdiskriminierung ist etwas, das ich erlebe, also ist es natürlich wichtig für mich.
Was muss sich Ihrer Meinung nach in der Geschäftswelt ändern, wenn es um Gleichberechtigung geht?
Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in der ich wirklich lernen musste, die Rolle der Frau zu spielen, die sehr unterwürfig ist. Es ist schwer, es jüngeren Menschen zu erklären, weil ich nicht glaube, dass sie dieses Gefühl haben oder darum gebeten wurden, sich zu unterwerfen. Heutzutage sind junge Frauen berechtigt, immer nach mehr zu fragen. Aber ich fühle, dass der einzige Punkt, an dem es sich nicht geändert hat, das Alter ist. Es ist eine Tatsache, dass sich alles überall verändert, außer wenn es um Frauen im Alter geht.
Was war einer der inspirierendsten Momente in Ihrer Karriere?
Ich denke, es war die Rolle in „Sex, Lügen und Video“ und der Erfolg dieses Films. Er wurde für eine Million Dollar produziert und gewann dann bei Sundance und beim Filmfestival in Cannes. Das war also ein echtes Paradigma für mich und die Erkenntnis meiner Fähigkeiten – und ein neuer Schwung für mich, meine Karriere zu gestalten. Ich schaue zurück und es ist, als hätte der Film alles in meiner Karriere verändert.
Abschließend: Wer sind die Frauen, die Sie in Ihrer Karriere am meisten inspirieren?
Jede Frau, die die heutige Wahrnehmungsweise ändert. Wir haben zum Beispiel viel mehr Frauen in der Politik, also denke ich, dass jede Frau, die diese großen Veränderungen bewirkt und die Wahrnehmung von Frauen verändert, mit ihrem Handeln eine Inspiration für mich ist. Wir hatten immer noch keine weibliche Präsidentin in Amerika, in diesem Punkt sind wir ein bisschen rückständig, auch wenn wir uns gerne als fortschrittlich sehen. Ich habe gestern Abend diesen Komiker gesehen, der sagte, wir sollten verschiedene Länder in Amerika haben, weil die Denkweise überall so unterschiedlich ist. Ich finde, es ist wirklich inspirierend zu sehen, wie Frauen dagegen vorgehen und etwas ändern, was noch nicht verändert wurde.