Kaum eine Lebensentscheidung wird so geprägt durch Klischees, Vorurteile, Rollen- und Vorbilder wie die Berufswahl. Die MINT-Berufe sind davon besonders betroffen. Ob Physik-Leistungskurs, Informatik-Studium, Mechatronik-Ausbildung – Frauen sind in der Unterzahl. Dies setzt sich in Leitungsebenen, Vorständen und Aufsichtsräten fort. Dabei eröffnen die MINT-Berufe Perspektiven in den begehrtesten und bestbezahlten Jobs der Welt!
Warum gelingt es nicht, diese Entwicklung zu brechen? Wir wissen: es liegt nicht an den schulischen Leistungen, nicht am fehlenden Ehrgeiz. Es liegt an einer wenig geschlechtersensiblen Berufsberatung und fehlenden Role-Models – und – was sehr entscheidend ist: jungen Frauen wird früh in ihrer Bildungskarriere vermittelt, bei der Berufswahl Vereinbarkeitskriterien zu berücksichtigen. Zudem spielt für viele Frauen die Sinnhaftigkeit ihrer späteren Tätigkeit eine große Rolle.
Hier wird das Potential der MINT-Berufe verkannt: so arbeitet kaum eine Branche flexibler, wie die Informatikbranche. Und was könnte es sinnstiftendes geben, als einen Job im Bereich der Klima- oder Antriebstechnik oder der Gesundheitsforschung? Frauen und junge Mädchen müssen zu einem frühen Zeitpunkt ihrer Berufswahl darin bestärkt werden, auch andere Kriterien anzulegen. Neben Vereinbarkeit müssen Bezahlung, Aussicht auf Führungspositionen und Selbstverwirklichung Hauptkriterien werden.
Das Nationale MINT Forum setzt sich dafür ein, dass zukünftig deutlich mehr Mädchen und Frauen ihre berufliche Perspektive im MINT-Bereich sehen. Hierfür brauchen wir nicht nur die Politik. Auch LehrerInnen, ErzieherInnen und Eltern müssen daran mitwirken. Sie sollten dazu ermutigen, die Perspektive eines selbstbestimmten, unabhängigen Lebens in den Mittelpunkt der Überlegungen zu stellen.
Edith Wolf
Co-Sprecherin des Nationalen MINT Forums und Vorständin der Vector-Stiftung
Foto: Vector Stiftung