Niedrige Zinsen, intransparente Anlageprodukte – so das jahrelange Dilemma der Anleger. Was können Onlineplattformen besser?
Das Crowdlending ist eines der wenigen Segmente, das nicht durch das expansive Anleihenkaufprogramm der EZB verzerrt ist. Beim Crowdlending investieren die Anleger direkt in geprüfte deutsche Unternehmen. In Form von Zinsen haben sie teil an deren Wertschöpfung und Erfolg. Die Zinsen richten sich nach der Bonität der Unternehmen. Die Laufzeiten liegen zwischen einem und fünf Jahren, wobei quartalsweise während der Laufzeit oder am Laufzeitende bedient wird.
Worauf sollten Anleger bei der Auswahl einer Plattform achten?
Im Bereich des Crowdlendings sollten Anleger darauf achten, dass es sich bei den durchgeführten Finanzierungsprojekten um klassische Kredite handelt. Im Optimalfall sind die Darlehen auch durch eine selbstschuldnerische Bürgschaft der Eigentümer oder Geschäftsführer besichert. Die Darlehen werden über eine von der deutschen Bankaufsicht überwachte Partnerbank der Plattform im Rahmen des Kreditwesengesetzes vergeben. Die Plattform agiert also lediglich als Vermittler. Auf der Plattform selbst sollten die Finanzierungsprojekte und Unternehmen dann am besten mit einem Unternehmensfilm dargestellt sein.
Wie steht es um die Gebühren?
Die Registrierung und die Investitionen sind kostenfrei, sowohl für Privatanleger als auch für institutionelle Anleger. Die Investition des Anlegers fließt also immer direkt zu 100 Prozent in das von ihm ausgewählte Finanzierungsprojekt. Es fallen auch keine Provisionen und Verwaltungsgebühren an.
Der deutsche Markt gilt bezüglich alternativer Finanzierungsformen als rückständig. Briten und Amerikaner sind da deutlich aktiver. Welche Ursache(n) hierfür sehen Sie?
Das ist ja ein grundsätzliches Phänomen, dass uns die Amerikaner und auch die Briten meist drei bis fünf Jahre voraus sind. In den USA wurde schon bei eBay verkauft, da standen wir in Deutschland noch auf Flohmärkten. Und so lief das auch im Digitalisierungsprozess der Musik – und der Verlagsbranche. Bei den alternativen Finanzierungen ist es nicht anders. Nichtsdestotrotz wird Crowdlending künftig ein essenzieller Bestandteil im Finanzierungsmix mittelständischer Unternehmen und im Portfolio privater Anleger sein.
Wie wird sich der deutsche Markt entwickeln? Erkennen Sie eine zunehmende Risikobereitschaft bei deutschen Anlegern?
Wir gehen von einer starken Entwicklung mit dreistelligen Wachstumsraten aus. Crowdlending wird künftig ein essenzieller Bestandteil im Finanzierungsmix mittelständischer Unternehmen und im Portfolio privater Anleger sein.
Die Investitionen werden mehr und größer und die Crowd wird immer breiter.