Die Corona-Krise hat die deutsche Wirtschaft weiter im Griff und der erneute Teil-Lockdown trifft viele Branchen hart. Im Interview erklärt Grit Bantow von der SCHUFA, wie sich Unternehmen durch ein aktives Risikomanagement vor Zahlungsausfällen schützen und wie ein aktiver Dialog zwischen Geschäftspartnern in der Krise helfen kann.
Grit Bantow
Leiterin Center of Competence B2B, SCHUFA Holding AG
Unternehmen sind mehr als je zuvor auf aktuelle Bonitätsinformationen über ihre Kunden angewiesen. Wie kann die SCHUFA hier unterstützen?
Ein aktives Kreditmanagement ist das Gebot der Stunde und in der Krise wichtiger denn je. Die SCHUFA bietet hierzu aktuelle, objektive Informationen zu Privat- und Firmenkunden in Echtzeit. Die Auskünfte stehen digital und ohne Medienbruch zur Verfügung.
Was bieten Sie hier konkret?
Die Bonitätsprüfung von Kunden und Lieferanten ist ein wichtiger Faktor für ein erfolgreiches Risikomanagement. Unternehmen sehen sich aber auch einer Viel-zahl von weiteren Herausforderungen gegenüber – sei es bei der Erfüllung der zunehmend strengen regulativen Auflagen zur Verhinderung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung oder der Prävention von Betrug. Wir unterstützen das Risikomanagement mit Lösungen, die sich nahtlos in Geschäftsprozesse integrieren lassen. Mit rund einer Milliarde Daten zu sechs Millionen Unternehmen und 67,9 Millionen Personen verfügt die Schufa über Deutschlands größten Datenpool zu kreditrelevanten Informationen. Unsere Expertise hierbei: Wir kombinieren Unternehmens- und Personendaten intelligent miteinander und beziehen die Bonität von Firmeninhabern in die Beurteilung des Unternehmens mit ein.
Welche Entwicklung erwarten Sie für die Wirtschaft?
Wir erwarten Gewinner und Verlierer der Krise. Unsere Umfrage zur wirtschaftlichen Lage von Soloselbständigen und Kleinstunternehmern zeigt zum Beispiel, dass jeder zweite mit stabilem oder sogar steigendem Umsatz in 2020 rechnet. Ebenso sehen knapp zwei Drittel der Befragten Unternehmer optimistisch in die Zukunft. Rund 40 Prozent rechnen sogar mit einer Verbesserung ihrer finanziellen Situation. Die Entwicklung der Insolvenzen in 2021 wird maßgeblich davon abhängen, wie sich die Wirtschaftsleistung weiterentwickelt und welche Maßnahmen zur Liquiditätssicherung seitens der Bundesregierung in 2021 fortgeführt werden.
Womit müssen Unternehmer Ihrer Ansicht nach vor allem rechnen?
Experten gehen derzeit davon aus, dass sich aktuell eine Insolvenz-welle aufbaut, die irgendwann brechen wird, denn es ist derzeit nicht davon auszugehen, dass alle Unternehmen, die aktuell von den Hilfsmaßnahmen der Regierung profitieren, nach deren Auslaufen wieder in sicheres Fahrwasser gelangen.
Wie können Unternehmer sich vorbereiten?
Unternehmer müssen mit einem starken Anstieg von Zahlungsaus-fällen und Insolvenzen bei Kunden und Lieferanten rechnen und sollten sich aktuell intensiv mit entsprechenden Risikoanalysen beschäftigen, um vorbereitet zu sein und gegebenenfalls schnell reagieren zu können. Wir empfehlen, gerade in der Krise aktiv in den Dialog mit Geschäftspartnern zu gehen, um frühzeitig über Veränderungen informiert zu sein. Diesen Dialog können Dienstleister wie die SCHUFA mit ihren Informationen sinnvoll unterstützen und ergänzen.