Krieg, Lieferprobleme, Zinsentwicklungen – in diesem Umfeld ist guter Rat teuer. Wir sprachen mit dem langjährigen Finanzmarktexperten Karen Armenakyan über seine Erwartungen und mögliche Anlagestrategien. Armenakyan leitet bei der BW-Bank den Bereich für Vermögensverwaltung und Wertpapiere und belegt mit seinem Team den Spitzenplatz im aktuellen Ranking der Zeitschrift „Capital“ als „nachhaltigster Vermögensverwalter“. Er ist überzeugt: „Nachhaltigkeit in der Geldanlage wird mehr und mehr zum Standard“.
Karen Armenakyan
Bereichsleiter Vermögensverwaltung und Wertpapiere der LBBW/BW-Bank
Herr Armenakyan, wer sich für eine Vermögensverwaltung entscheidet, überlässt seine Anlageentscheidungen zu einem Gutteil einem Expertenstab. Ab welchem Anlagebetrag kann man vom Angebot der BW-Bank profitieren?
Wir bieten individuelle Lösungen für jede Kundin und jeden Kunden an, angefangen bei kleinen Sparbeträgen von ca. 50 Euro pro Monat für nachhaltige, vermögensverwaltende Lösungen bis hin zu großen Anlagevolumen von Ultra High Net Worth Individuals (UHNWI).
Wie verändern Entwicklungen wie der Krieg in der Ukraine, Lieferkettenprobleme und Zinspolitik den globalen Anlagemarkt?
Die Unsicherheit hat zugenommen, keine Frage. Wir sehen eine starke Volatilität über alle Assetklassen hinweg, die in den vergangenen Jahren eher selten war. Erschwerend hinzu kommt der Regime-Wechsel in der Geldpolitik. Infolge der Finanzkrise der vergangenen Jahre hatten die Zentralbanken weltweit monetär gelockert, die Märkte wurden mit Liquidität geflutet, der Zins faktisch abgeschafft. Jetzt sehen wir eine besorgniserregende Inflationsrate und in der Folge eine restriktivere Zinspolitik der Zentralbanken. Gleichzeitig gibt es aber Wachstumssorgen aufgrund des Kriegs und der Lieferkettenprobleme. Das macht die Zinspolitik der Zentralbanken zu einer Gratwanderung.
Welche Auswirkungen haben diese Krisen auf Ihre Arbeit als Vermögensberater?
Der Ukraine-Krieg ist sehr nah, das schürt natürlich Sorgen und auch Ängste. Wir versuchen, unsere Kundinnen und Kunden emotional abzuholen, auf der anderen Seite raten wir, den Horizont zu weiten und einen kühlen Kopf zu bewahren. Es gibt Risiken, die derzeit sehr relevant für die Märkte sind, sich aber auf lange Sicht wieder verflüchtigen werden. Es ist gut, dann in den Märkten investiert zu sein, um von der Erholungsphase zu partizipieren.
Was raten Sie Anlegern oder Sparern, die verunsichert sind, auch mit Blick auf die Inflation?
Derzeit ist vor allem eins gefragt: Geduld. Man sollte sich nicht von seiner Emotion leiten lassen, sondern überlegen, welcher Sparbetrag im Zweifel länger angelegt werden kann, um das Geld in dieser Zeit zur Wahrung der realen Kaufkraft an den Kapitalmärkten arbeiten zu lassen.
In der Eurozone haben wir aktuell ein Inflationsniveau von gut acht Prozent. Zwar werden auch die Zinsen wieder steigen, aber dies wird nicht zum Ausgleich reichen. Wer investieren möchte, muss bereit sein, an den Kapitalmärkten höhere Schwankungsrisiken in Kauf zu nehmen. Es gibt aber auch die Chance, sein Vermögen auf lange Sicht nicht nur real zu wahren, sondern letztendlich auch zu mehren.
Dem realen Kaufkraftverlust kann man mit Aktien- und Sachwert-Investments begegnen. Dadurch können sich Inflationseffekte zumindest abmildern, eventuell auch ausgleichen oder sogar umkehren lassen. Um das zu erreichen, braucht es einen Anlagehorizont von mindestens fünf Jahren oder mehr.
Sind solche Preissteigerungen wie im Moment nicht ein vorübergehendes Phänomen?
Die Inflation wird sich voraussichtlich etwas abschwächen, aber sie wird auf einem höheren Niveau bleiben. Der Grund dafür sind die insgesamt höheren Kosten, die auf Unternehmen zukommen. Ein Beispiel: Die Lieferketten sind vielfach unterbrochen, viele Unternehmer ziehen daraus Konsequenzen und beginnen, ihre Zulieferer zu diversifizieren und Produktionen aus Ländern zurück zu holen, die geopolitisch derzeit weniger stabil sind. Das erhöht die Produktionskosten und letztlich die Verbraucherpreise.
Bei der Vermögensanlage denkt man in erster Linie an Aktien, Anleihen, Immobilien. Können Rohstoffe eine interessante Alternative sein?
Rohstoffe sind eine zyklische Anlageklasse, die Zyklen drehen sehr schnell. Wenn man sehr risikoaffin und versiert ist, können Rohstoffe interessant sein, sonst raten wir eher davon ab. Mit einer Ausnahme: Ein Rohstoff, der in einem globalen Anlageportfolio gerade in unsicheren Zeiten Relevanz hat, ist Gold, es kann ein Portfolio stabilisieren. Gewisse Muster lassen sich empirisch nachweisen; Gold ist in unsicheren Zeiten ein Stabilisator, der Ruhe in ein Portfolio bringt.
Wie helfen Sie Ihren Kunden dabei, die richtigen Entscheidungen bezüglich der Verwaltung ihres Vermögens zu treffen?
Kunden können die Verwaltung ihres Vermögens an uns delegieren. Wir beobachten tagtäglich die Bewegungen an den Kapitalmärkten sehr genau, versuchen die Risiken entsprechend abzuschätzen und auf Basis unseres Know-hows ein Portfolio zu konstruieren, das angemessen durch schwierige Zeiten kommt.
Was machen Sie als Experten anders als Privatpersonen?
Wir wenden wesentlich mehr Zeit für dieses Thema auf, als es Privatpersonen möglich wäre. Wir haben auch andere Informationszugänge, durch eigene volkswirtschaftliche und betriebswirtschaftliche Abteilungen, die sich den ganzen Tag mit Märkten beschäftigen. In unserer Vermögensverwaltung sind über 70 Fachexperten nur mit diesem Thema befasst und wir sind mit weiteren Experten im LBBW-Konzern vernetzt. Zudem kommunizieren wir mit anderen Häusern im Kapitalmarkt und tauschen uns auf Basis von Daten und Analysen aus. Von der Komplexität her sprengt dies alles den Rahmen von Privatpersonen, selbst dann, wenn sie sehr versiert sind.
Ihre Vermögensverwaltung mit Nachhaltigkeitsmerkmalen wurde erst kürzlich von der Zeitschrift Capital mit der Bestnote von 5 Sternen ausgezeichnet und belegt damit den Spitzenplatz in deren Nachhaltigkeits-Ranking. Welche Bedeutung hat das für Sie?
Das ist eine tolle Bestätigung unserer Arbeit. Es zeigt einmal mehr, wie wichtig es war, dass wir uns als Bank und Vermögensverwalter schon sehr früh diesem Thema gewidmet haben und Know-how aufgebaut haben. Immer mehr Menschen möchten ihr Vermögen auch in sozialer und ökologischer Sicht gut angelegt sehen. Das steht auch nicht im Widerspruch zur Rendite. Es spricht sogar viel dafür, dass ein sozial und ökologisch umsichtig agierendes Unternehmen auch sonst sehr weit vorausdenkt und dessen Aktien oder Anleihen daher generell eine solide Anlagemöglichkeit darstellen. Ich bin sicher: Anlagen mit Nachhaltigkeitsmerkmalen werden mehr und mehr zum Standard.
BW-Bank
Die Baden-Württembergische Bank –kurz BW-Bank – ist die Kundenbank der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und in der Region verwurzelt. Ihre Geschichte reicht zurück bis ins Jahr 1818, als die „Württembergische Spar-Casse“ als Sparkasse für das Königreich Württemberg gegründet wurde. Heute betreut die BW-Bank Privat-, Geschäfts- und Unternehmenskunden – unterstützt von der globalen Expertise der LBBW. Vermögende Privatkunden betreut sie darüber hinaus an 10 Standorten in ganz Deutschland. Ihre Markenzeichen sind ihre ausgezeichnete Beratung, nachhaltiges Handeln und individuelle Finanzlösungen. Die BW-Bank sieht sich als verantwortungsvoller und bodenständiger Partner für die persönlichen Ziele ihrer Kunden.