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THE FUTURE OF WORK

Bildung in Deutschland – Herausforderungen, Chancen und Zukunftsperspektiven

Foto: shutterstock_2200684015

In diesem Interview mit Michael Jäger werfen wir nicht nur einen Blick auf die Herausforderungen und Chancen, sondern auch auf die Zukunft der Bildung in Deutschland und die Rolle der Stiftung Jugend und Bildung in diesem Prozess.

Michael Jäger

Geschäftsführer, Stiftung Jugend und Bildung

Foto: foto kathrein

Trotz der Herausforderungen birgt die Digitalisierung eine große Chance – die Etablierung einer neuen Lernkultur in den Schulen.

Wie würden Sie die aktuelle Situation des Bildungssystems in Deutschland einschätzen?

Die zentralen Herausforderungen manifestieren sich in der Unterfinanzierung der Schulen, sowohl in Bezug auf die technische Ausstattung als auch die Gebäude. Hinzu kommt der Mangel an Lehrern und Fachkräften sowie die unzureichende Digitalisierung. Diese drei Faktoren führen zu einer erheblichen Überforderung der Lehrerschaft und verursachen bei den Eltern erhebliche Unzufriedenheit.

Welche Herausforderungen sehen Sie im Bildungsbereich?

Der Fachkräftemangel zeigt sich auch im schulischen Umfeld, jedoch mit einer besonderen Dynamik: Es gibt ausreichend Schüler, die sich für ein Lehramtsstudium entscheiden, und bis zum Referendariat gibt es genügend Absolventen. Jedoch verlieren wir viele von ihnen danach – sie entscheiden sich nicht für den Lehrerberuf und legen das finale Examen nicht ab. Der Hauptgrund hierfür liegt in verschiedenen Herausforderungen. Einerseits fühlen sich viele durch den anspruchsvollen Job überfordert, der häufig unterschätzt wird, besonders angesichts einer anspruchsvollen Schülerschaft. Andererseit sind die Schulen oft unterfinanziert und technisch unzureichend ausgestattet, was die Belastbarkeitsgrenze schnell erreichen lässt. Hinzu kommt der hohe Prüfungsstress während des Referendariats, was zu einem erhöhten Krankheitsstand führt. In diesem Punkt teilen wir eine Gemeinsamkeit mit anderen Branchen auf dem Arbeitsmarkt, bei denen eine gesündere Arbeitsweise angestrebt werden sollte.

Gibt es auch Chancen, die sich daraus ergeben können?

Trotz der Herausforderungen birgt die Digitalisierung eine große Chance – die Etablierung einer neuen Lernkultur in den Schulen. Diese Lernkultur setzt darauf, die Lehrkräfte zu Moderatoren eines individuellen Lernprozesses zu machen, bei dem die Fähigkeiten und der Lernstand jedes einzelnen Schülers im Mittelpunkt stehen. Digitale Geräte spielen dabei eine entscheidende Rolle, indem sie ein effizientes Arbeiten und eine individuelle Anpassung der Anforderungen an den einzelnen Schüler ermöglichen. Dies trägt dazu bei, den Lernprozess zu verbessern und im Idealfall den Lernerfolg zu steigern. Diese Hoffnungen, die mit digitalen Medien verbunden werden, sind jedoch noch nicht vollständig erfüllt. Es bedarf nicht nur der bereits in den Schulen eingeführten Geräte wie Tablets, Laptops und Smartboards, sondern auch einer grundlegenden Veränderung der Lernmethodik. Die Umsetzung dieser Ideen mit Hilfe digitaler Medien erfordert neue und erweiterte Kompetenzen der Lehrkräfte. Wenn dies jedoch Hand in Hand geht, eröffnet sich eine vielversprechende Chance. Durch diese Synergie glauben wir fest daran, den Lernprozess und den Lernerfolg nachhaltig verbessern zu können.

Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung des Bildungsbereichs und welchen Einfluss wird diese auf die Zukunft der Arbeit haben?

Nun, wir setzen fort, was ich zuvor erwähnt habe – die selbstverständliche Integration digitaler Geräte und Internetnutzung. Doch diese Integration ist nach wie vor nicht flächendeckend. Um dieses Ziel zu erreichen, benötigen wir mehr als nur Geräte; dies ist wieder ein zentraler Fokus unserer Stiftung. Schulungen zur Weiterbildung der Lehrkräfte sind unerlässlich, um ihre Methodenkompetenz zu erweitern. Zudem bedarf es entsprechender Unterrichtsmaterialien, die auf digitale Medien zugeschnitten, interaktiv und multimedial sind. Leider gibt es immer noch zu wenig solcher Materialien.

Welche langfristigen Ziele hat die Stiftung Jugend und Bildung, und welche neuen Projekte oder Initiativen stehen in der Zukunft an?

Die digitale Ära birgt immense Potenziale, die jedoch noch nicht in vollem Umfang erschlossen wurden. Um diese Möglichkeiten zu nutzen, setzen wir auf innovative Methoden und geeignetes Material. Ein wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit liegt in der Zusammenarbeit mit “Lehrer online”, dem umfassendsten Bildungsportal für Lehrkräfte aller Fächer und Schulformen. Über viele Jahre hinweg unterstützen wir Lehrer dabei, digitale Medien effektiv in ihren Unterricht zu integrieren. Weiterhin fokussiert sich unsere Stiftung auf politische Bildung, mit Schwerpunkt auf Demokratieerziehung und dem Umgang mit Extremismus, Themen, die unsere Gesellschaft seit Jahrzehnten prägen. In der aktuellen digitalen Landschaft nutzen wir aktiv TikTok, um durch aufklärerische Videos ein Gegengewicht zu Verschwörungserzählungen und Extremismus zu schaffen. Unser Ziel ist es, die Stimme der Fakten zu erheben. Diese Aufgabe mag wie Sisyphusarbeit erscheinen, aber sie ist uns als Stiftung von zentraler Bedeutung. Um unsere Missionen voranzutreiben, suchen wir stets nach Partnern, die uns finanziell unterstützen.

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