Smart, erfolgreich und vor allem eine junge Frau! Wie fühlt es sich als junge, erfolgreiche Unternehmerin an, in einer immer noch Männer dominierten Businesswelt zu arbeiten?
Es fühlt sich meistens ziemlich gut an, weil du aktiv dabei bist, die Branche zu verändern. Zum Beispiel, indem du Gründerinnen durch die eigene Reichweite sichtbarer machst, an der Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern mitarbeitest oder aber auch mit femtasy sichtbar anzuecken, um wichtige Dialoge anzustoßen. Es gibt natürlich auch Tage, an denen dir kurz die Puste ausgeht, weil du merkst, dass es immer noch eingefahrene Strukturen und Entscheider:innen in der Szene gibt. Gerade letztens wurden Plakate von weiblichen Körpern als “zu explizit” eingestuft, um in der Berliner U-Bahn gezeigt zu werden. Zur selben Zeit gab es dort halbnackte Männer zu sehen. Da sitzen wir noch am kürzeren Hebel, aber die Möglichkeit, auf die Thematik aufmerksam zu machen, bleibt.
Inwiefern denkst du, kann die junge Generation an Führungskräften großen Einfluss auf die neue Arbeitswelt nehmen?
In dem wir mutig bleiben, Dinge anzusprechen, die uns stören. Mit Menschen zu sprechen, die vielleicht 20-30 Jahre älter sind und mit ihnen in den Austausch zu gehen. Ich glaube, wir sollten öfter mal aus unserer Gründer:innen-Bubble hinaustreten und in Arbeitswelten eintauchen, die es vielleicht noch zu verändern gilt. Wir haben da mehr Einfluss, als wir denken.
Bist Du ein Fan der New-Work-Ära? Wenn ja, wie setzt Du New Work als CEO in Deiner Führung um?
Bereits vor Corona hatten wir bei femtasy ein 100% hybrides Arbeitsmodell. Trotzdem sind die Türen unseres Berliner Office immer offen. New Work bedeutet für mich, auf Mitarbeiter:innen einzugehen und sich für die Bedürfnisse wirklich zu interessieren. Viele Unternehmen führen blind neue Modelle ein und schauen nicht genau hin, ob es auch für das eigene Unternehmen passt. Neben der großen Flexibilität und Freiheit, die wir uns und allen Mitarbeitenden bei femtasy geben (bei uns hat zum Beispiel jedes Teammitglied die Möglichkeit eine unlimitierte Anzahl von Tagen als freie “Recharge Days” zu nehmen, um sich um körperliche und seelische Gesundheit zu kümmern), ist mir dabei radikale Ehrlichkeit und 100 prozentiges Vertrauen für unsere Arbeitskultur enorm wichtig. Ich bin davon überzeugt, dass wir nur zu guten Lösungen kommen, wenn wir auch die Bedürfnisse des Gegenübers genau kennen. Das ist manchmal ziemlich unangenehm und außerhalb der eigenen Komfortzone, aber total wichtig für eine zeitgemäße Führung.
Ich glaube, wir sollten öfter mal aus unserer Gründer:innen-Bubble hinaustreten und in Arbeitswelten eintauchen, die es vielleicht noch zu verändern gilt.
New Work beinhaltet viele vorteilhafte Ansätze für die eigenen MitarbeiterInnen. Inwiefern versuchst du, bei femtasy Frauen zu fördern und zu stärken, sodass Chancen in jeglicher Hinsicht geschaffen werden?
Zuerst einmal ist es meiner Meinung nach unsere Pflicht, Frauen, wo es nur geht, auf Positionen zu setzen, die sie fördern. Ich bin sehr stolz darauf, sagen zu können, dass wir bei femtasy eine Frauenquote von circa 80% haben. Jedes Teammitglied bekommt von uns dann von Tag eins viel Verantwortung, Handlungsfreiheit und Vertrauen. Vertrauen aufzubauen, setzt voraus, dass wir Care-Arbeit leisten und uns wirklich für die Stärken und Schwächen interessieren. Wir haben dafür sehr regelmäßig Feedbackgespräche, aber schaffen auch Raum, Mitarbeitende besser kennenzulernen und ehrlich Erwartungen zu kommunizieren. Ich bin davon überzeugt, dass du Mitarbeiter:innen am besten fördern kannst, wenn sie die Möglichkeit bekommen, sich selbst besser kennenzulernen. Dafür bieten wir auch Coachings an, um die persönliche Entwicklung zu fördern.
Was denkst Du – wie sieht unsere Arbeitswelt in zehn Jahren aus?
Mein Wunschszenario? Hybrid. Ehrlich. Vertrauensvoller als je zuvor. Gleichberechtigt und reflektiert. Bis dahin ist noch ein langer Weg, aber wir können das schaffen.